4. Die vier Arten des Lebens
Dharam Das fragte dies, seine Hände faltend:
O Satguru, bitte sag’ mir dies: Erzähle mir über das Bestehen der Schöpfung der vier verschiedenen Arten und erkläre es mir. Wie sind die vier-und-achtzig Lakhs Körper aufgeteilt? Wie ist ihr Bestand?
Kabir erwiderte:
Höre, Dharam Das: Ich werde dir die Niederkünfte beschreiben. Ich werde dir alles erläutern, eins nach dem anderen; ich werde nichts vor dir verheimlichen. Höre mir aufmerksam zu und bringe keine Zweifel in dein Gemüt.
Die Verteilung der vier-und-achtzig Lakhs Niederkünfte auf die vier Schöpfungsgattungen
Es gibt neun Lakhs Sorten von Wasser-Geschöpfen; vierzehn Lakhs Arten von Vögeln. Ich werde sie beschreiben: Insekten gibt es sieben-und-zwanzig Lakhs Arten; dreißig Lakhs Bäume und Pflanzen existieren. Es gibt vier Lakhs Arten rationaler Wesen, unter ihnen ist der menschliche Körper der Höchste. In anderen Spezies des Lebens kann die Jiva Gott nicht erkennen; gebunden durch Karma, kommt sie und geht sie.
Warum ist das menschliche Leben das beste?
Dharam Das beugte seinen Kopf zu Seinen Füßen und ersuchte den Herrn, ihm dies zu erörtern:
In allen Arten der Niederkunft ist die Jiva gleichartig. Doch warum haben sie kein gleiches Wissen? Erkläre mir, weshalb da dieser Unterschied ist, sodass der Zweifel meines Gemütes vergehen möge.
Der Satguru sagte:
Höre, Dharam Das, du bist mein Ornament; ich werde dir diese Wissenslücke erläutern. In allen vier Arten der Schöpfung sind die Jivas gleichartig; doch höre auf das, was ich dir jetzt erzähle. Im Samen-Gebürtigen, dort ist ein Element. Der Schmutz-Gebürtige enthält zwei Elemente, wohingegen der Ei-Gebürtige drei beinhaltet. Im Leib-Gebürtigen sind vier Elemente, und im menschlichen Körper sind fünf Elemente gegenwärtig.
Durch den menschlichen Körper hält eine Jiva das Anrecht zum verständlichen Wissen. Der menschliche Körper wurde geschaffen für die Verehrung Gottes.
Was für Elemente sind in welcher Gattung der Schöpfung?
Dharam Das sagte zu Kabir:
O Herr, erläutere mir, welche Elemente sie enthalten. Was für Elemente sind in den Ei-Gebürtigen und Leib-Gebürtigen, und was ist in den Schmutz-Gebürtigen und Samen-Gebürtigen? Beschreibe sie mir alle. Schütte Gnade über mich herab; verheimliche nichts vor mir.
Der Satguru erläuterte:
Höre, Dharam Das, über die Elemente, die in den unterschiedlichen Gattungen der Schöpfung enthalten sind: Ich werde dir erzählen, welche was enthält. Im Ei-Gebürtigen sind drei Elemente: Wasser, Luft und Feuer. Im Samen-Gebürtigen ist nur eines: das Element des Wassers ist dort bestehend. Der Schmutz-Gebürtige hat zwei Elemente in sich: diese sind Luft und Feuer. Der Leib-Gebürtige enthält vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft. Unter den Leib-Gebürtigen ist der menschliche Körper der Höchste, welcher fünf Elemente enthält. Kabir sagt dies wahrlich, Dharam Das: du kannst es ausprobieren. Der Körper des Menschen ist erschaffen von den Leib-Geborenen, doch sind in ihm fünf Elemente entwickelt: Dies ist, weshalb er mehr Erkenntnis hat und nach Sach Khand geht, nachdem er Naam ergriffen hat.
Warum haben nicht alle Menschen gleichen intellektuellen Umfang?
Dharam Das sagte:
Höre, o Befreier der Gefangenen, bitte kläre meine einzige Illusion: Alle Männer und Frauen haben gleiche Elemente, doch verfügen sie nicht über den gleichen Intellekt. Manche haben Mitleid, Keuschheit, Zufriedenheit und Vergebung in sich, wohingegen manche ohne diese Eigenschaften sind. Manche sind Kriminelle, manche sind kaltherzig und manche sind grausam wie Kal. Manche töten andere und essen sie, wohingegen manche sehr gnädig sind.
Manche werden glücklich beim Zuhören über das Wissen über Gott, doch manche mögen die Lobeshymne über Kal singen. Mein Herr, erkläre mir, warum es verschiedene Eigenschaften in unterschiedlichen Menschen gibt.
Kabir sagte zu Dharam Das:
Dharam Das, höre mir aufmerksam zu: Ich werde dir die Eigenschaften von Mann und Frau erzählen. Ich werde dir den Grund verständlich machen, weshalb die Menschen klug oder unklug werden. Die Seelen, die in den menschlichen Körper kommen aus dem Körper eines Löwen, Schlange, Hund, Schakal, Krähe, Aasgeier, Schwein, Katze und Körpern wie diesen, essen ungenießbare Dinge. Erkenne diese als Personen mit miesen Eigenschaften. Die Veranlagung ihrer Vergangenheit verlässt sie nicht aufgrund ihrer Karmas; nur große Tugendhaftigkeit kann sie befreien. Das ist, warum sie, selbst wenn sie in der Erscheinungsform wie ein menschliches Wesen sind, sich dennoch wie ein Biest benehmen.
Von was immer für einem Körper die Seele gekommen ist, sie hat die Veranlagung entsprechend: Sie kommen als Sünder, Gewaltsame und Mörder und verehren Gift. Egal welche Eigenschaften sie haben, sie können nicht verwandelt werden.
Wie die vom Körper des letzten Lebens
hervorgerufene Auswirkung entfernt werden kann
Wenn einer den Satguru trifft und Er ihm Erkenntnis verleiht, wird er seine Biesthaftigkeit vergessen; Bruder, wenn das Sandpapier von Naam angewendet wird, nur dann wird der Rost der Seele beseitigt.
Wenn der Waschmann die Wäsche wäscht, benutzt er Seife: Die Bekleidungen, die wenig Schmutz in sich haben, benötigen wenig Arbeit, um den Schmutz zu beseitigen. Die Bekleidungen, die sehr schmutzig sind, benötigen mehr Arbeit. Die Veranlagung des Menschen ist wie die Bekleidungen und der Schmutz. Manche Seelen erlangen Wissen mit nur ein wenig Erläuterung und Arbeit.
Dharam Das sagte:
Dies war die Beschreibung einiger weniger Körper. Doch nun bitte erzähle mir über jede Gattung der Schöpfung. Wenn die Seelen in den menschlichen Körper kommen aus allen vier unterschiedlichen Gattungen der Schöpfung, welche Eigenschaften haben sie? Erzähle mir, erläutere sie mir eine nach der anderen. O mein Herr, habe Gnade mit mir, sodass, dies lernend, ich etwas Bewusstsein bekommen möge.
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Veranschaulichung:
Vier-und-achtzig Lakhs Niederkünfte: Lakh ist ein indisches Zahlwort. (Siehe die Veranschaulichung 'Lakh' im Unterkapitel 'Wie Vishnu sich in schwarz wandelte'.) Neun Lakhs Wasser-Geschöpfe entsprechen 900 000; vierzehn Lakhs Vögel entsprechen 1 400 000; sieben-und-zwanzig Lakhs Insekten entsprechen 2 700 000; dreißig Lakhs Bäume und Pflanzen entsprechen 3 000 000 und vier Lakhs rationale Wesen entsprechen 400 000. Somit bilden alle diese Anteile zusammen die 8 400 000 möglichen Arten, in die eine Seele inkarnieren kann. (Siehe hierzu die Veranschaulichung 'Vier-und-achtzig Lakhs Spezies' im Unterkapitel 'Adhya beauftragt ihre drei Söhne, das Universum zu erschaffen'.)
Rationale Wesen: Schließt die Säugetiere ebenso ein wie nicht-physische Wesenheiten – Geister, Engel, Götter, usw.
Die Götter haben ihren eigenen Bereich; sie sind allerdings im Gegensatz zum Menschen nicht in der Lage, den Tonstrom zu erfassen und die Wahrheit zu erkennen.
Den Engeln wurde geboten, sich vor dem Menschen zu verneigen. Wenn sie glauben, der Menschheit genug gedient zu haben, bitten sie selbst um die menschliche Geburt, da man nur in der menschlichen Geburt Gott erkennen kann.
Engel? Wen verehren Engel? Ihn, Der sie zu Engeln ernannt hat: Gott. Wenn du also Gott verehrst, wo ist die Furcht vor Engeln? Du benötigst keine Hilfe von Engeln, wenn du zum König blickst.
Übersetzung aus:
Spiritual Gems – Questions and Answers,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Somit ist es absurd, sich als Mensch mit Engeln zu beschäftigen oder gar mit ihnen in Kontakt treten zu wollen und Hilfe von ihnen zu erbitten. Genau dies hat jedoch in den letzten Jahren bedauerlicherweise immer mehr um sich gegriffen. Selbst auf Internetseiten und von Gruppierungen wird derartiges mittlerweile propagiert.
Hieraus hat sich ein regelrechter Gewerbezweig entwickelt, es werden zum Beispiel Figuren hergestellt und kostenpflichtige Rituale und 'Einweihungen' angeboten.
Ei-Gebürtige: Andaj – die aus Eiern Geborenen, wie Vögel, Schlangen, Fische, usw.
Samen-Gebürtige: Utbhuj – die aus Samen entsprießen, wie Bäume, Büsche und Gemüse.
Schmutz-Gebürtige: Setaj – die Schweiß, Schmutz usw. entwachsen, wie Läuse, Würmer, usw.
Leib-Gebürtige: Jeraj – die sich aus dem Fötus entwickeln, wie Menschen und Säugetiere.
Menschlicher Körper: Der Mensch gehört biologisch zu den Säugetieren; der Unterschied zwischen ihm und den anderen Jeraj – die Spirituelle Dimension – beruht auf der Anwesenheit des fünften Elementes, Akash – üblicherweise als 'Äther' übersetzt –, welches nicht physisch ist.