Veranschaulichung zu
'Beschreibung der zwölf von Kal geschaffenen Pfade'
II
Mit ihren beiden Augen: Äußerlich und innerlich. Die Erfahrung des Inneren Lichtes ist ein wertvolles Kriterium; aber es gibt auch einige wichtige äußere Kennzeichen.
Das Leben und Verhalten eines Vollendeten Meisters heben Ihn als einzigartige Persönlichkeit unter dem Rest der Menschheit hervor.
1. Er ist immer ein Gewährer von Gaben und niemals ein Empfänger. Er erhofft Sich nie den geringsten Dienst von Seinen Anhängern. Er verdient Seinen eigenen Lebensunterhalt und ist niemals eine Last für irgendjemanden. All Seine persönlichen Ersparnisse, wenn überhaupt vorhanden, verwendet Er für die Hilfe der Notleidenden.
Berührt nicht die Füße von einem, der seinen Lebensunterhalt durch die Spenden der Leute bestreitet; o Nanak! Er, Der Sein eigenes Brot verdient und den Notleidenden hilft, kennt den Pfad.
2. Er berechnet keine Gebühren für das Übermitteln Spiritueller Anweisungen. Im Gegenteil, Er gewährt die Spiritualität als ein kostenloses Geschenk, wie jedes andere Geschenk von Gott, das heißt, Licht, Luft, Wasser und so weiter.
3. Er ist eine Lebendige Verkörperung der Demut. Mit all Seinen Kräften und Seiner Größe gleichrangig mit Gott, erhebt Er niemals Anspruch auf Ansehen für irgendetwas, sondern schreibt alles Gott oder Seinem eigenen Meister zu. Wie ein fruchtbeladener Zweig eines Baumes beugt Er Sich vor dem Geringsten und wandert umher mit einfacher Würde, die Ihm allein eigen ist.
Er, Der Sich Selbst als den Geringsten betrachtet, ist in der Tat der Höchste.
4. Er lebt mit allen in Frieden und ist zu niemandem grob. Lächelnd vergibt Er allen, die schlecht von Ihm sprechen und sucht nicht nach Fehlern in anderen. Seine Liebe umfasst die ganze Menschheit. Wie Christus verkündet und praktiziert Er die grundlegende Wahrheit:
Liebet eure Feinde!
5. Reinheit, Gottesfurcht und Spiritualität fließen von Ihm wie strahlende Quellen von kühlen und erfrischenden Wassern, welche den ausgetrockneten und ausgedörrten Herzen der Aspiranten Leben bringen, die fröhlich den Spirituellen Pfad unter Seiner kundigen Führung gehen.
6. Er trägt keine auffallende Art der Kleidung. Er wendet nur den einfachen Mittelweg an. Seine erhabene Hauptstraße führt auf der einen Seite an Entbehrungen vorbei, auf der anderen Seite an Formen und Förmlichkeiten. Seine Lehren bestehen aus der Verkündigung natürlicher Wahrheiten, welche tief in die Seele dringen, und jeder, ungeachtet des Geschlechts und Alters, kann die Spirituelle Disziplin, die Er anordnet, praktizieren.
7. Weder glaubt Er jemals an Wunder, noch vollbringt Er welche, um die Menschen anzuziehen und ihren Glauben zu gewinnen, so wie es ein Gaukler tun würde. Er hält Seine Schätze in den tiefsten Winkeln in Ihm gut verschlossen. Er kann, wenn die Notwendigkeit es verlangt, von Seinen Kräften bei einem speziellen Anlass Gebrauch machen. Die Schüler spüren natürlich täglich die unsichtbare Hand des Meisters, die für ihr Wohlergehen und ihren Fortschritt arbeitet.
Gottmensch (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
XXI. Sein Leben und Verhalten,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Doch das wesentliche Kriterium ist natürlich, dass Er eine Seele mit Naam verbinden kann und sie nicht mit äußerlichen Praktiken abspeist:
Er lässt Seine Anhänger nie in der Täuschung über die Unwirksamkeit äußerer Bestrebungen. Seine hauptsächlichen Grundsätze drehen sich um eine Sache; nämlich die Verbindung mit und die Hingabe an Shabd allein. Die Manifestation der unaufhörlichen Musik im Innern ist ein Geschenk einer Meister-Seele.
Gottmensch (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
XXIII. Der Einfluss des Meisters,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Auf genau die gleiche Weise besteht die Arbeit des Meisters nicht im bloßen Lehren der Theorie von Para Vidya – der Wissenschaft des Jenseits –, sondern schließt auch die praktische Demonstration der Ergebnisse der Spirituellen Experimente und Hilfe und Führung der Aspiranten durch all ihre Schwierigkeiten mit ein. Ein Wahrer Freund gibt nicht nur theoretische Lektionen darüber, wie man von den Listen und der Materie am besten entkommen kann, sondern Er hilft tatsächlich, das Entkommen selbst zu bewirken.
Gottmensch (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
XXIX. Ergebung in den Meister,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Der Prozess, eine menschliche Seele aus dem Labyrinth der sinnlichen Ebene zu befreien, liegt in den Händen eines Kompetenten Meisters des Para Vidya oder der Wissenschaft des Jenseits; kompetent sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Einer, Der Selbst Seine Seele befreit hat und nach Belieben in die höheren Spirituellen Regionen gehen kann, kann auch andere mitnehmen. Es ist eine Arbeit großen Vertrauens und großer Verantwortung, welche die sogenannten Meister, vor denen es auf der Welt immer wimmelt, nicht vollbringen können. Jene, die äußere yogische Übungen oder die Durchführung von Riten und Ritualen, Opfern und Bußen, Wallfahrten und dergleichen vorschreiben, wissen noch nichts vom Inneren Pfad, der am Hauptsitz der Seele über der Sinnesebene beginnt und für den das Überschreiten des Körperbewusstseins die erste Bedingung ist. […]
Naam oder das Wort (Übersetzung aus der
englischsprachigen Vierten Edition, 1981) –
Buch VIII: III. Das Reich Gottes: Wo es ist,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Der Pfad von Chitbhang Doot: Dieser Pfad enthält Elemente der Pfade von Rambh Doot und Kurambh Doot. (Siehe das Unterkapitel 'Die Merkmale der vier Boten'.) Auch er verwendet äußere Elemente und bezeichnet die Seelen fälschlicherweise als 'Sat Purush', redet also den Jivas ein, sie seien alles und bräuchten sich nicht mehr zu entwickeln.
Bijak: Eine Ansammlung von Hymnen, die unter dem Namen Kabir veröffentlicht werden.
Der Pfad von Akalbhang Doot: 'Er wird etwas vom Koran stehlen und etwas von den Veden.' Die Veden wurden von Kal geschaffen, der Koran wurde dem Propheten Mohammed vom Erzengel Gabriel diktiert. Eine Mischung daraus mag etwas ergeben, was für manche Gemüter angenehm klingt, helfen kann es der Seele nicht; letztlich gibt dieser Bote doch nur wieder 'das Wissen von Brahm – Kal' und die Seelen werden in Äußerlichkeiten, wie Riten und Rituale, verstrickt.
Zwar verwenden Wahre Meister oft Stellen aus dem Koran und den Veden, um Ihre Lehren zu erklären. Aber Sie gebrauchen immer auch Schriften Großer Heiliger, Welche die Regionen Kals überstiegen hatten.
Heute – 2013 – wimmelt es von Autoren und Lehrern, die Mischungen der verschiedensten Lehren frei nach Gusto zusammenstellen. Frei nach dem Motto 'Viele Wege führen zur letzten Wahrheit' kann sich so scheinbar jeder etwas aussuchen, was seinen persönlichen Vorlieben und Neigungen entspricht. Dies ist jedoch eine große Täuschung; denn so wie es nur eine Wahrheit gibt, die unveränderbar und ewig ist, so gibt es auch nur einen Weg dorthin, und dieser Weg – der Weg des Sant Mat, Sanatan – war zu allen Zeiten derselbe.
Der Pfad von Bishamber Doot: Pfade, die sich wie der hier beschriebene 'Ram Kabir Pfad' in ihrem Namen direkt auf Kabir berufen, gibt es auch heute noch. Diese Pfade sind jedoch ebenfalls nur Vermischungen eines Teils der ursprünglichen Lehren Kabirs mit Irrlehren. Die Seelen, die diesen Pfaden folgen, werden nicht mit Naam verbunden. Somit sind alle sogenannten Kabir-Pfade cul-de-sacs.
Versteht Sünde und Tugend als gleichwertig: Diese Lehre, um angeblich über die Dualität hinauszugelangen, findet sich auch in tantrischen Lehren und bei diversen modernen 'Satsang-Lehrern'. Wenn die Jiva solchen Lehren folgt, wird sie sich im Netz der Karmas verfangen, denn zwischen einem solchen intellektuellen Anspruch und dem Zustand des tatsächlichen 'jenseits von Gut und Böse Seins' – im Sinne der von Kal geschaffenen Sünden und Tugenden – liegen im wahrsten Sinne des Wortes Welten – die man zuerst überstiegen haben muss, was nur mit Hilfe von Naam und der Meister-Kraft möglich ist.
Zu welchen Auswüchsen solche höchst gefährlichen intellektuell-nicht-dualistischen Lehren führen können, ist am Beispiel der Lehre des 'Kalachakra Tantra' zu erkennen, auf die im Unterpunkt 'Jay Doot' in der Veranschaulichung zu 'Die Merkmale der vier Boten' weiter hinten im Anurag Sagar eingegangen wird.
Der Pfad von Naktanen Doot: Kompetente Meister legen großes Gewicht auf die Unsinnigkeit der Kastengrenzen, lehnen es ab, solche Verwirrungen unter Ihren Schülern aufkommen zu lassen, und wurden in allen Kasten geboren, einschließlich der niedrigsten. Nichtsdestotrotz, diesen Punkt gesondert herauszuheben und dabei den Shabd oder Tonstrom zu ignorieren, welcher zum Erleben der Inneren Einheit führt, bedeutet – statt den Wahren Pfad zu lehren – lediglich eine soziale Revolution in die Wege zu leiten, was für die Seelen letztlich nutzlos ist.
Alle Ideologien und Ismen, die das Heil des Menschen in Veränderungen der äußeren Umstände suchen, gehören zu diesem Pfad.
Deshalb sagte Kirpal Singh:
Reformer sind gesucht, die nicht andere reformieren, sondern sich selbst.
Brahmanen, Kshatriyas, Vaishyas und Shudras: Die vier Hauptkasten des indischen Kastensystems, welche sich in zahlreiche Unterkasten aufgliedern. Die Brahmanen – Priester – gelten in diesem System als die höchststehende Kaste, in absteigender Rangordnung gefolgt von den Kshatriyas – Krieger, Fürsten –, Vaishyas – Händler, Kaufleute –, und Shudras – Handwerker, Pachtbauern, Dienstleister. Darunter stehen die sogenannten 'Unberührbaren', welche die niedrigsten Arbeiten verrichten müssen. Zur Unsinnigkeit dieses Kastensystems siehe den Unterpunkt 'Der Pfad von Naktanen Doot' oben in dieser Veranschaulichung.
Ihm folgend, werden die Seelen in die Hölle gehen: Hierzu gibt es eine sehr aufschlussreiche Geschichte:
Eines Tages ging Guru Nanak mit einigen Schülern spazieren, als sie am Wegesrand eine Schlange sahen, die unter einem Haufen Ameisen lag. Die Schüler schauten sich das Schauspiel an und fragten Guru Nanak, was für Seelen die Ameisen seien. Guru Nanak antwortete, dies seien Seelen, die von einem falschen Meister fehlgeleitet worden seien. Später fragten sie Ihn, was es denn mit der Schlange auf sich habe. Der Meister erwiderte, das sei die Seele, welche die anderen fehlgeleitet habe.
Der Pfad von Durgdani Doot: Es gibt viele Pfade, deren Anhänger 'Dinge mit ihrem Körper ausführen', angefangen mit den verschiedenen Yoga-Richtungen über Atemschulen, Bodywork- und Körpertherapierichtungen usw. Auch von vielen als spirituell angesehene Praktiken wie Mudras – spezielle Fingerstellungen – oder andere Übungen zur Manipulation der Pranas* – Chi – gehören hierher. Die Jiva mag glauben, dass sie auf dem Weg sei, doch wo ist ihre Aufmerksamkeit? Die Lehrer dieser Wege wissen auf ihrem Gebiet oft sehr viel und erhalten von ihren Schülern viel Bewunderung; später sind diese dann stolz auf ihr gewonnenes Wissen und ihre erlernten Fähigkeiten und eröffnen nicht selten eigene Schulen. Aber all dies führt nur zu Stolz und vergrößert das Ego, es führt nicht zur Befreiung.
* Die motorischen Lebensenergien.
Bei aller vorhandenen Konkurrenz tolerieren die verschiedenen Gruppierungen und 'Schulen' – im Rahmen des innerhalb ihrer Denkmodelle Möglichen – einander, womit sie sich auch gegenseitig einen Schutz gewähren, da ihre in vieler Hinsicht einander ähnelnden Vorgehensweisen damit in der Wahrnehmung vieler Menschen zu einer Art 'Branchenstandard' werden. Ähnliche oder gleichartige Einrichtungen gründen häufig Dachverbände, um sich einen seriöseren Anstrich zu geben und eine möglichst weitgehende gesetzliche Anerkennung zu erreichen.
Bedauerlicherweise glauben heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, sehr viele Menschen, dass man sich über solche Wege tatsächlich entwickeln könne. Dies stimmt jedoch nicht: Ein Mensch mag so einige Verspannungen loswerden und verschiedene ungewöhnliche Erfahrungen machen. Doch all dies findet unterhalb des Sitzes der Seele, welcher zwischen und hinter den Augen ist, statt. Statt sich also über das Körperbewusstsein zu erheben, verstrickt sich die Seele noch tiefer in dieses. Die scheinbare Befreiung von Neurosen oder einengenden gesellschaftlichen Normen, die beim Beschreiten solcher Wege oft angestrebt wird, ist in Wirklichkeit eine charakterliche Degeneration; mit dem hohen ethisch-moralischen Stand, den die wirkliche Entwicklung des Menschen fordert, hat all dies nichts zu tun.
Buddhistische Mönche üben häufig verschiedene Praktiken aus, um das Chi – die Pranas – zu manipulieren und auf diese Weise scheinbar übernatürliche Fähigkeiten zu gewinnen. Deren Zurschaustellung nährt dann das Ego und führt die Seele so immer weiter weg von der Wahrheit. Die motorischen Lebensenergien sind nicht gedacht, um damit irgendwelche Kunststücke zu produzieren, sondern sollten in Ruhe gelassen werden.
Wenn man in einem Botanischen Garten die Blumen betrachtet, passiert nichts. Fängt man jedoch an, sie zu pflücken, kommt der Aufseher.
Auch sogenannte Tiefenentspannungs-Techniken, wie zum Beispiel Autogenes Training, führen in den Körper hinein statt aus ihm heraus und sind daher von keinem Spirituellen Nutzen, sondern halten die Seele im Körper fest. Ein Beispiel ist der sogenannte Yoga-Schlaf; eine verwandte, jedoch abgewandelte Methode wird seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als 'Yoga Nidra' gelehrt.
Frage an Kirpal Singh:
Was ist 'yogischer Schlaf'?
Antwort von Kirpal Singh:
Es ist ein Schlaf, bei dem die Seele in die niederen Chakras hinabsteigt und in tiefen Schlaf fällt und manchmal Träume hat. Er tritt ein, wenn man über eine feste Vorstellung kontempliert. Die Meister befürworten oder unterstützen es nicht.
Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil I: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Wie Kirpal Singh betonte, gibt es, um den Körper gesund zu erhalten, einige sehr einfache Praktiken, wie reichlich saubere Luft, sauberes Wasser und Sonne und in intensiverer Form Luftbaden, Sonnenbaden und Wasserbaden.
Der Pfad von Hansmuni Doot: Dieser Bote schleicht sich zunächst in Dharam Das’ Haus ein, um später gegen ihn zu arbeiten und einen eigenen Pfad zu eröffnen. Wer immer ähnlich vorgeht, folgt also diesem Pfad.
So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass genau solche Menschen, die sich in Familien von Schülern von K. S. einschlichen, indem sie – mitunter gegen den Willen des Vaters der Tochter – dort einheirateten – wie dies zum Beispiel H. F., ein von K. S. Initiierter getan hat –, später große Probleme schufen. Hierbei ist anzumerken, dass für alle Fehler, die ein Schüler begeht, die Meister-Kraft geradestehen muss. Außerdem sind solche Verhaltensweisen keineswegs förderlich, da sie dahin tendieren, dass man beginnt, einen Pfad von Kal zu repräsentieren.
Diese Art von Charakterzügen ist bei Menschen oft daran erkennbar, dass sie auf subtile Weise Zwietracht säen, um im Nachhinein als Schlichter aufzutreten. Sie stellen Selbstlosigkeit zur Schau, doch nehmen immer das, was sie begehren. Sie sind die Parvenüs der Spiritualität. Im Innern hausen sie vergleichsweise in kleinen dunklen Räumen ohne Tür und ohne Fenster, mit grauem Putz an der Wand und einem Lehmboden. Dies ist ihr Bewusstseinszustand. Sie sind ohne Substanz und ohne jegliche Zukunft, und indem Menschen ihnen folgen, verpfänden diese dabei ihre Seele und gehen im wahrsten Sinne spirituell bankrott.
Jaimal Singh schrieb in einem Brief an den Sangat von Bhandal, vom 10. Juli 1899:
Errichte ein Dharamsala und statte es mit Türen aus. Ich werde kommen, wenn es fertig ist. […]
Dies ist der Bewusstseinszustand der Heiligen.
Es hat eben alles seine Rückwirkungen, die sich im Innern zeigen. Dies gilt, wie die folgende Geschichte zeigt, selbst für unscheinbare Handlungen, die wir im Laufe des Tages begehen und für ganz normal halten:
Eines Tages ging ein Schüler Hazur Sawan Singhs einen Weg entlang und sah einen großen Wurm, der von Ameisen befallen war. Im vermeintlichen Glauben, etwas Gutes zu tun, hob er den Wurm hoch, streifte die Ameisen ab und legte den Wurm einige Meter entfernt wieder hin. Danach ging er seines Weges. Als er abends seiner regelmäßigen Meditation nachkam, nahm er wahr, dass im feinstofflichen Bereich Ameisen an seinen Füßen knabberten. Da er dieses Erlebnis nicht einordnen konnte, befragte er hierzu seinen Meister Sawan Singh. Dieser erklärte ihm, dass er, der Schüler, kein Recht hatte, in die karmischen Rückwirkungen zwischen dem Wurm und den Ameisen einzugreifen und er aufgrund seiner Tat selbst eine entsprechende Rückwirkung erfahren musste.*
* Grundsätzlich sollte man sich nach Möglichkeit aus den Abläufen des Tierreiches heraushalten. Der Mensch hat kein Recht, mit Tieren nach seinem Gutdünken zu verfahren.
Kirpal Singh schreibt im Buch 'Das Rad des Lebens – IV. Der Weg der Heiligen' (Übersetzung aus der englischsprachigen Erstedition, 1965):
Indem man Vögel im Käfig einsperrt und Haustiere mit Halsband angekettet und gefangen hält, nimmt man zu Unrecht für selbstverständlich an, dass diese armen, stummen Geschöpfe keinen Gerichtshof haben, bei dem sie ihre Klagen einreichen können. […]
Der Aspekt 'an einiges Wissen zu glauben und an einiges nicht' findet sich bei sehr vielen Lehrern von Irrwegen, die oft abgesonderte Teilaspekte der Wahrheit lehren, während sie den Rest ablehnen oder ignorieren.
Wunder: Kirpal Singh schrieb zu diesem Thema:
Meister-Heilige zeigen niemals Wunder, ausgenommen in sehr seltenen Fällen für einen Schüler aufgrund besonderer Umstände. Wunder sind in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur, sind aber trotzdem schrecklich verwickelte Gewebe, schädlich für die höchsten Ideale des Menschen, den Allmächtigen Gott zu erreichen.
Es ist etwas, wofür sich ein durchschnittlicher Mensch nicht interessiert und was er ganz bewusst ignoriert, aus dem einfachen Grund, dass es eine ungeheure Selbstkontrolle und ein Training des Gemüts einschließt, mit Einschränkungen, die ein leichtlebiger Mensch von heute nicht gerne toleriert oder verfolgt. Die übernatürlichen Kräfte, die nach einer übermäßig langen Periode erlangt werden, sind maßgeblich sowohl an Gutem als auch an Unheil beteiligt. Nunmehr werden sie mehr für Unheil als für irgendetwas anderes genutzt. Auf sie wird von allen wahrlich Spirituellen Menschen herabgeschaut.
Die Meister sind im Besitz der Höchsten Macht, aber Ihre Mission ist heilig. Ein initiierter Schüler, dessen Innerer Blick erschlossen wurde, sieht bei jedem Schritt eine Anzahl Wunder.
Zu zögern, an einen Meister zu glauben, ohne Wunder zu sehen, ist ebenso lächerlich, wie unsere Verweigerung, zu glauben, dass ein bestimmter Mensch ein Multi-Millionär ist, wenn er uns nicht sein Geld zeigt. Er mag all sein Geld bei einer Bank hinterlegt haben und es gerne auf eine Weise ausgeben, die er wählt, ohne sich um öffentlichen Beifall und Anerkennung zu kümmern.
Aus einer Zuhörerschaft von mehreren Tausenden, die einem Zauberer zuschauen, der seine Wunder vollführt, würde nur eine sehr kleine Anzahl verleitet sein, die Kunst zu erlernen. Diejenigen, welche darauf erpicht sind, Wunder zu sehen, sind keine Wahren Sucher.
Mensch, erkenne dich selbst –
Kapitel XIV: Wunder,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Quelle der Übersetzung: Originale Tonbandaufnahme
Im Gegensatz zu den Heiligen setzen die Botschafter Kals bisweilen solche Kräfte ein, um Menschen, die sich durch derartige Dinge blenden lassen, anzuziehen.