Veranschaulichung zu
'Der Charakter von Niranjan'
Charakter von Dharam Rai: Diese Passage zeigt den Charakter und die Handlungen von Krishna, indem sie den Nebel der Mythologisierung lichtet, der durch die Hindu-Schriften erzeugt wurde.
Kirpal Singh schreibt:
Helden wie Arjuna und die Pandava-Brüder, mit Ausnahme Yudishtras, des Dharamputra – der Verkörperung des Dharma –, wie er gemeinhin bekannt war und für den er gehalten wurde, wurden in die niederen Regionen gesetzt, weil sie sich auf einen Krieg eingelassen hatten, wenn auch auf einen der Rechtschaffenheit, und zu dem sie von keiner geringeren Persönlichkeit als dem gesegneten Lord Krishna veranlasst wurden, denn indem sie dies taten, konnten sie sich trotz all seiner Ermahnungen nicht der Vorstellung entziehen, selbst der Handelnde zu sein.
Das Mysterium des Todes (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1968) –
IV. Der Tod in Knechtschaft,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Krishna, indem er von sich selbst spricht, sagt:
Ich bin Omkar, ich bin Pranva in all den Veden, in der Rede bin ich Ek-Akshra – die Eine Silbe.
Die Krone des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1961) –
Teil I, Kapitel III: IV. Raja Yoga,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Omkar – oder 'Onkar', wie die Heiligen sagen – ist Kal Niranjan, der Regent über die drei Welten.
In der Bhagavad Gita findet sich hierzu Folgendes:
Arjuna sprach:
O Gott der Götter, kämpferische Gestalt, bitte sage mir, wer du bist. Ich erweise dir meine Ehrerbietungen, bitte sei mir gnädig. Ich weiß nicht, was deine Mission ist, und ich begehre, von ihr zu hören.
Krishna antwortete:
Zeit bin ich, der Zerstörer der Welten, ich bin gekommen, um alle Menschen anzugreifen. Außer euch (den Pandavas) werden alle Soldaten hier auf beiden Seiten getötet werden.
Bhagavad-gita â Kapitel 11, Text 31-32,
von Swami Prabhupada, Quelle: englische Ausgabe,
Übersetzung Bhai Jamal
Die Zeit ist einer der Aspekte Kal Niranjans, der auch die Funktion des Todesgottes innehat.
Für weitergehende Informationen zum Charakter von Dharam Rai siehe 'Gurumat Sidhant – Part II, Chapter II: The Characteristics and Functions of the Lord of Death', von Kirpal Singh, 1894–1974.
Als Inkarnation von Vishnu war Lord Krishna, ebenso wie Rama, ein Avatar.
Über die Avatare der Negativen Kraft schreibt Kirpal Singh:
Die Pflicht eines Vorstehers in einem Gefängnis ist, die Gefangenen eingesperrt zu halten, sie zu züchtigen und zu bessern. Ähnlich war es immer das Ziel der Götter und göttlichen Inkarnationen – Avatare –, die Menschen an sich selbst gebunden zu halten, indem sie sie mit Gaben verschiedener Riddhis und Siddhis überschütteten. – Dies bezieht sich auf die Vergabe von Gaben, Wohltaten, Vergünstigungen, Wohlstand, Leichtigkeit und Annehmlichkeit in weltlichen Berufungen und auf die Verleihung übermenschlicher Kräfte, um Gutes oder Böses zu tun. Diese begrenzten Erlösungen und Annehmlichkeiten, welche sie ihren Ergebenen gewähren, reichen nur bis zu der Stufe, die sie selbst erreicht haben und sie können jederzeit in den verschiedenen Bereichen, denen sie vorstehen, einen Aufenthalt in ihrer Nähe gewähren. Sie können nicht dabei helfen, die Vereinigung mit dem Allmächtigen herbeizuführen, denn dieses Höchste Privileg ist diesen untergeordneten Kräften selbst versagt.
Die obengenannten Siddhis oder außergewöhnlichen Kräfte sind Yoga-Kräfte, welche den Aspiranten nach Wahrheit mit ein wenig Sadhan – Übung – von selbst zukommen, aber sie sind eindeutige Hindernisse auf dem Weg zur Gottverwirklichung, da man gewöhnlich versucht ist, in Wundern, wie Gedankenlesen, Wahrsagen, Transvisionen, Durchdringen, Wünsche erfüllen, spirituelles Heilen, hypnotische Trancen, magnetischer Einflüsse und dergleichen zu schwelgen.
Die Siddhis sind von acht Arten:
Anima: für alle äußeren Augen unsichtbar werden; Mahima: den Körper in beliebiger Größe ausdehnen; Garima: den Körper so schwer machen, wie man es wünscht; Laghima: den Körper so leicht machen, wie man es mag; Prapti: alles, was man will, durch bloßes Wünschen erhalten; Ishtwa: allen Ruhm für sich erlangen; Prakayma: fähig sein, die Wünsche anderer zu erfüllen; Vashitwa: andere unter Einfluss und Kontrolle bringen.
Das Rad des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1965) –
V. Liebe und diene,
von Kirpal Singh, 1894–1974
Die Riddhis hingegen sind Gaben materieller Art, wie höchste sinnliche Genüsse, Wohlstand, verschiedene Arten von Erhöhung und Grandezza – Name und Ruhm usw.
Somit gibt es einen großen Unterschied zwischen der Tätigkeit der Avatare und derjenigen der Heiligen.
Kirpal Singh schreibt hierzu:
Ein Heiliger hingegen kommt mit einem Auftrag und mit einer Bestimmung. Er ist Gottes Erwählter, Sein Messias und Sein Prophet. Er wirkt in Seinem Namen und durch die Kraft Seines Wortes. Er hat keinen eigenen, unabhängigen Willen, getrennt vom Willen Gottes; und indem Er ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans ist, sieht Er die verborgene Hand Gottes in allen Angelegenheiten des Lebens. In der Zeit lebend, gehört Er in Wirklichkeit dem Zeitlosen an. Er ist Meister des Lebens und des Todes, doch Er ist voll der Liebe und des Mitleids für die leidende Menschheit. Seine Mission ist es, solche menschlichen Seelen mit Gott zu verbinden, die nach der Wiedervereinigung verlangen und auf ernsthafter Suche sind.
Sein Wirkungsbereich ist völlig unterschiedlich und unabhängig von Avataren oder Inkarnationen, da die Letzteren nur auf der menschlichen Ebene wirken. Ihre Aufgabe ist es, die Welt in der richtigen Form und Ordnung zu halten. Lord Krishna hat in unzweideutigen Worten erklärt, dass er in die Welt kommt, wenn immer ein Ungleichgewicht zwischen den Kräften des Guten und des Bösen besteht; es geht also darum, das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen, den Gerechten zu helfen und die Ungerechten zu bestrafen.
In gleicher Weise lesen wir im Ram Charitra Mansa über Lord Rama. Er inkarnierte sich selbst, als das Übel auf der Welt im Ansteigen begriffen war. Die Avatare kommen, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Sie können jedoch nicht die Gefängnistore der Welt öffnen und die Jivas raus und in die Spirituellen Ebenen holen. Diese Aufgabe fällt gänzlich in den Bereich der Heiligen, Die bewusst als Mitarbeiter der Kraft Gottes nach dem Göttlichen Plan handeln und einzig die Verehrung des Göttlichen lehren; denn dies allein setzt den Auswirkungen des Karmas ein Ende.
Ein Moslem-Heiliger sagt:
Zuletzt kam ans Licht, dass im Königreich der Derwische Karmas nicht zählen.
Außerdem wird gesagt:
Ein Meister-Heiliger verjagt die Karmas, welche fliehen wie Schakale in der Gegenwart eines Löwen.
Keiner kann den Früchten seiner Taten entkommen – nicht einmal Gespenster und Geister; auch nicht die Riesen, Dämonen, Kinnars*, Yakshas, Gandharvas, Devas und die Götter. Jene mit leuchtenden, astralen und ätherischen Körpern erfreuen sich der Früchte ihrer Handlungen in der Region von Brahmand, der dritten großen Aufteilung über den ersten beiden, Pind und And. Sie streben nach und erwarten ebenfalls eine menschliche Geburt, um aus den Fängen der karmischen Rückwirkungen herauszukommen; denn allein in der menschlichen Geburt besteht die Gelegenheit, mit einem Gottmenschen in Verbindung zu kommen, Der ihnen das Geheimnis des Göttlichen Pfades enthüllen kann, den Tonstrom oder das Heilige Wort.
Das Rad des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1965) –
III. / (iii) Kriyaman Karmas,
von Kirpal Singh, 1894–1974
* Kinnars sind verschiedenen indischen Überlieferungen zufolge ein Geschlecht von Halbgöttern, welche unter anderem als ausgezeichnete Sänger und Tänzer geschildert werden.
Erschaffen des Karmas und des Karma-los Werdens:
Kirpal Singh erklärte:
Der Ashtang Yoga oder der achtfältige Pfad des Patanjali führt zu dem, was gemeinhin als Raja Yoga bekannt ist. Er ist die Leiter, über die man Nirbij Samadhi, Unmani, Sehaj-awastha oder Turiya Pad erreicht, was die Krone aller Yogasysteme und die Blüte der yogischen Kunst ist. Er befasst sich mit der Schulung des Gemüts und seiner übersinnlichen Kräfte in einem Maße, welches zur Erleuchtung führen mag, wobei die wahre Sichtweise erlangt wird und man ein Gleichgewicht, einen Zustand der wachen Trance, erreicht. Seine Seele ist unerschütterlich an ihrem Zentrum, Sam, verankert, wenn er auch anscheinend mit den weltlichen Aktivitäten beschäftigt ist, so wie der Rest der Menschheit. Dieser Zustand ist der Gipfel aller yogischen Bemühungen und Übungen, und wenn er einmal erreicht ist, ist der Yogi, während er in der Welt lebt, nicht länger von der Welt.
Auf diese Weise kam es, dass Raj Rishi Janaka und Lord Krishna, der Prinz der Yogis, in der Welt lebten, stets mit weltlichen Aktivitäten und Handlungen beschäftigt waren, das Rad der Welt in ihren Händen in beständiger Bewegung hielten, doch mit einem stillen Zentrum, das in der Göttlichen Ebene verankert war. Alle ihre Handlungen waren durch Tätigsein im Nichttätigsein gekennzeichnet. Derart ist der Höhepunkt im Yogasystem, ein Zustand, in dem die Sinne, das Gemüt und der Intellekt zum Stillstand kommen. Und in der Katha Upanishad steht:
Wenn alle Sinne beruhigt sind, wenn das Gemüt ruhig ist, wenn der Intellekt nicht schwankt – das, sagen die Weisen, ist der höchste Zustand – der Kaivalya Pad (der Zustand höchster Verwirklichung).
Das Ziel ist Samadhi – die letzte Stufe in Patanjalis Yogasystem –, wobei das Individuum entindividualisiert wird und in sich die unbegrenzte und unverkörperte, grenzenlose und freie Gesamtheit erkennt, alles durchdringend wie der Äther. Das heißt, alle Dinge unter dem Aspekt der Ewigkeit zu sehen.
Die Krone des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1961) – Teil I,
Kapitel III: IV. Raja Yoga,
von Kirpal Singh, 1894–1974