Hinweise zu den Übersetzungen der Zitate
und zu den Quellenangaben
Ein Teil der in diesem Buch verwendeten Zitate aus den Schriften Kirpal Singhs und Sawan Singhs, aber auch Texte anderer Autoren, wurden aus englischen Ausgaben bzw. Quellen neu übersetzt. Die bislang existierenden deutschen Übersetzungen fanden in diesen Fällen keine Verwendung, da sie in vielen Fällen Mängel aufweisen. Die noch nicht neu übersetzten Zitate werden nach und nach durch überarbeitete Übersetzungen ersetzt.
Kirpal Singh wies nicht ohne Grund darauf hin, dass man, um einen Text wirklich korrekt zu erfassen, die Sprache des Autors lernen sollte. Er Selbst erlernte die persische Sprache, um das Masnawi von Maulana Rumi im Original lesen zu können.
Selbst die Bücher, die von Schülern Kirpal Singhs in Seinem Auftrag ins Deutsche übersetzt wurden, lesen sich zwar sehr gefällig, die Übersetzungen sind jedoch oft relativ frei und verfehlen es, den eigentlichen Kern von Kirpal Singhs Aussagen wiederzugeben. Die oft subtil formulierten Sinngehalte der englischsprachigen Originaltexte wurden oft nicht adäquat erfasst. Statt dessen wurde offensichtlich dem Einbringen eines als ‚schön‘ empfundenen Schreibstils der Vorrang gegenüber möglichst wortgetreuen Übersetzungen gegeben. Hier wurde offensichtlich die Aufgabe des ‚Translators‘ mit der des ‚Interpreters‘ verwechselt. Selbst die in den Originaltexten verwendeten Zeitformen wurden häufig nicht korrekt ins Deutsche übertragen.
Dieser von den Übersetzern eingebrachte Eigenstil verleitet bedauerlicherweise zu einem allzu zügigen Überfliegen der Texte, welches dem notwendigen Verinnerlichen der Aussagen im Wege steht.
Bei den Neuübersetzungen insbesondere der Texte Kirpal Singhs, Sawan Singhs und anderer Meister und Mystiker wurde hingegen Wert darauf gelegt, die Worte der Autoren sowohl von der Wortbedeutung als auch von der Grammatik so genau wie möglich ins Deutsche zu übertragen.
Die Unterschiede der Neubearbeitungen zu den früheren Übersetzungen sind in manchen Fällen subtil, aber dennoch wesentlich, in anderen Fällen auffälliger. So weisen die Neuübersetzungen bisweilen einen Satzbau auf, der auf den ersten Blick ungewohnt wirken mag, weil man die Texte nicht mehr beiläufig überfliegen kann, sondern sich genauer mit ihnen befassen muss. Dies ist jedoch ein Gewinn, denn indem sich der Leser intensiver mit den Texten beschäftigt, kann er auch den tieferen Sinn sehr viel besser erfassen.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich, wenn man für das genauere Studium die englischsprachigen Originale und die neuen Übersetzungen in unmittelbarer Folge liest, da sich infolge der grammatikalisch angeglichenen deutschen Formulierungen auch dem Leser, der die englische Sprache nicht perfekt beherrscht, die Originaltexte sehr viel besser erschließen.
In den Quellenangaben der Zitate ist jeweils vermerkt, welche englischsprachige Edition der jeweiligen Neuübersetzung zugrunde liegt.
Beispiele für frühere und neue Übersetzungen:
Erläuterung über das Gemüt
(aus 'Grundlegende Erläuterungen') – Auszug
Quelle: Spirituelles Elixier (Englischsprachige Erstedition, 1967) – Teil I: XII. Das Gemüt, von Kirpal Singh, 1894 –1974
(Englischer Originaltext)
Mind has four facets or attributes; to wit,
1) Chit – it may be likened to a lake in which countless streams of impressions are imperceptibly pouring in all the time.
(Alte Übersetzung)
Das Gemüt hat vier Aspekte oder Spiegelungsflächen, nämlich
1) Chit – es kann mit einem See verglichen werden, in dem unmerklich die ganze Zeit über zahllose Ströme von Eindrücken fließen.
(Überarbeitete Übersetzung)
Das Gemüt hat vier Aspekte oder Eigenschaften, nämlich
1) Chit – es kann mit einem See verglichen werden, in den unmerklich die ganze Zeit über zahllose Ströme von Eindrücken einströmen.
(Englischer Originaltext)
2) Manas – it is the thinking faculty of the mind which cogitates over such impressions as rise on to the surface of the lake in the form of ripples and waves just as the breeze of consciousness blows over the waters of the chit-lake and sets in motion an endless chain of thoughts one after the other.
(Alte Übersetzung)
2) Manas – die Denkfähigkeit des Gemüts, die über die Eindrücke nachsinnt, welche sich an der Oberfläche des Sees in Form von Wogen und Wellengekräusel erheben, gerade wie die Brise des Bewußtseins über die Wasser des Sees von Chit weht und nacheinander eine endlose Kette von Gedanken in Bewegung setzt.
(Überarbeitete Übersetzung)
2) Manas – die Denkfähigkeit des Gemüts, die über solche Eindrücke nachsinnt, welche sich an der Oberfläche des Sees in Form von Wogen und Wellengekräusel erheben, gerade wie die Brise des Bewusstseins über die Wasser des Sees von Chit weht und nacheinander eine endlose Kette von Gedanken in Bewegung setzt.
(Englischer Originaltext)
3) Buddhi or intellect – it is the faculty of reason, ratiocination, discrimination and finally decision, after considering the pros and cons as presented by the manas. It is the grand arbiter that tries to solve the problems of life which come before it.
(Alte Übersetzung)
3) Buddhi oder Intellekt – die Kraft des Verstandes, des Schlußfolgerns, der Unterscheidung und schließlichen Entscheidung, nachdem das durch Manas vorgebrachte Für und Wider erwogen wurde. Es ist der große Schiedsrichter, der die Probleme des Lebens, die auf ihn zukommen, zu lösen sucht.
(Überarbeitete Übersetzung)
3) Buddhi oder Intellekt – die Fähigkeit des Verstandes, des Schlussfolgerns der Unterscheidung und schließlichen Entscheidung, nachdem das durch Manas vorgebrachte Für und Wider erwogen wurde. Es ist der große Schiedsrichter, der die Probleme des Lebens, die auf ihn zukommen, zu lösen sucht.
(Englischer Originaltext)
4) Ahankar or ego – it is the self-assertive faculty of the mind for it likes to assume credit for all the acts done, and thus prepares a rich harvest of karmas that keep one moving up and down in giant Wheel of Life.
(Alte Übersetzung)
4) Ahankar oder Ego – es ist die sich selbst behauptende Kraft des Gemüts, denn es liebt, für alle vollbrachten Handlungen anerkannt zu werden und schafft sich somit eine reiche Ernte von Karma, das einen auf dem gewaltigen Rad des Lebens ständig hinauf und wieder abwärts bewegt.
(Überarbeitete Übersetzung)
4) Ahankar oder Ego – es ist die sich selbst behauptende Fähigkeit des Gemüts, denn es liebt, für alle vollbrachten Handlungen anerkannt zu werden und schafft sich somit eine reiche Ernte von Karmas, die einen auf dem gewaltigen Rad des Lebens ständig hinauf und wieder abwärts bewegen.
In der alten Übersetzung steht 'Das Gemüt hat vier Aspekte oder Spiegelungsflächen'. Davon findet sich im Originaltext jedoch nichts. Kirpal Singh hat geschrieben 'Mind has four facets or attributes', was 'Das Gemüt hat vier Aspekte oder Eigenschaften' bedeutet. Die Verwendung des Wortes Spiegelungsflächen verfälscht den gesamten Sinn des Satzes.
Es ist auch ein Unterschied, ob, wie in der alten Übersetzung, beschrieben ist, im Chit 'unmerklich die ganze Zeit über zahllose Ströme von Eindrücken fließen', oder, wie in der überarbeiteten Übersetzung, dass 'unmerklich die ganze Zeit über zahllose Ströme von Eindrücken einströmen'. Die alte Formulierung ist sehr viel allgemeiner und ein wenig nichtssagend, die neue hebt hervor, dass ständig neue Eindrücke einströmen, das Reservoir also immer größer wird – ein fundamentaler Unterschied, der die fatale Situation, in der sich die durch das Gemüt beherrschte Seele befindet, sehr viel klarer aufzeigt und somit viel eher den Willen aufkommen lassen kann, diesem Zustand zu entrinnen.
Auch kann die alte Übersetzung von Absatz 2) so verstanden werden, dass sich alle Eindrücke 'an der Oberfläche des Sees in Form von Wogen und Wellengekräusel erheben' und Manas über all diese nachsinnt. Aus der überarbeiteten Übersetzung geht jedoch hervor, dass Manas nur über solche Eindrücke nachsinnt, die sich 'an der Oberfläche des Sees … erheben'. Aus dem großen Reservoir der Eindrücke steigen also immer nur bestimmte Eindrücke zu einer Zeit auf, und über diese sinnt Manas nach. Auch dies ist ein grundlegender Unterschied, der die Funktionsweise von Manas verständlicher darstellt als die alte Übersetzung, die aufgrund ihrer mangelnden Präzision die Erläuterung des Sachverhalts auf eine subtile Weise verwässert.
In Absatz 3) unterscheidet sich die alte von der überarbeiteten Übersetzung in nur einem Wort, das jedoch den Sinn der gesamten Aussage beeinflusst: In der alten Übersetzung wird Buddhi als die 'Kraft das Verstandes, des Schlußfolgerns, der Unterscheidung und schließlichen Entscheidung' bezeichnet, in der überarbeiteten Fassung als 'die Fähigkeit des Verstandes, des Schlussfolgerns usw.' Die Bezeichnung Kraft impliziert etwas Gewaltigeres, als es die doch sehr begrenzten Möglichkeiten des Intellekts tatsächlich darstellen. Kirpal Singh hat im englischsprachigen Originaltext wohlweislich den Begriff faculty verwendet, was Fähigkeit bedeutet, und nicht power – Kraft. Fähigkeit ist ein neutraler Begriff, während die Verwendung des Wortes Kraft eine nicht vorhandene Wertigkeit in die Sache hineininterpretiert. Schließlich hat Kirpal Singh im Folgenden beschrieben, dass der Intellekt 'die Probleme des Lebens, die auf ihn zukommen, zu lösen sucht'. In dieser Beschreibung ist jedoch auch bereits enthalten, dass er sie niemals finden wird, denn die wirkliche Lösung der Probleme des Lebens ist für Buddhi niemals erreichbar. Sie liegt in der bewussten Verbindung mit der Wahrheit und dem Einswerden mit Ihr – durch die praktische Verbindung mit Naam – und damit vollständig jenseits der Möglichkeiten des Intellekts.
Baba Jaimal Singh schrieb in einem Brief vom 4. Mai 1903 an Sawan Singh:
[…] Erinnere dich immer an des Satgurus Worte, und wann immer das Gemüt anfängt zu grübeln, beginne sofort, deinen Simran auszuführen. Ergib dich nicht seinen Schlussfolgerungen. […]
In Absatz 4) ist der Begriff Karma durch die Pluralform Karmas ersetzt und der folgende Teilsatz entsprechend angepasst, denn wie aus dem Originaltext hervorgeht, sind mit Karmas hier eindeutig die zahlreichen karmischen Rückwirkungen gemeint, die das Gemüt infolge seiner Identifikation mit den begangenen Handlungen anzieht. Der im Singular stehende Begriff Karma, der häufig als allgemeiner Ausdruck für die karmischen Rückwirkungen bzw. deren Gesamtheit gebraucht wird, ist unschärfer. Hier ist wiederum die in den in den alten Übersetzungen vorhandene Tendenz zu erkennen, die im Original sehr präzise gewählten Formulierungen in der Übertragung ins Deutsche subtil zu verwässern.
Die unterschiedlichen Töne
(aus 'Wichtige Erläuterung zu den Inneren Tönen') – Auszug
Quelle: Jap Ji (Englischsprachige sechste Edition, 1981) – V. Die unterschiedlichen Töne, von Kirpal Singh (1894 –1974) editierte Ausgabe
(Englischer Originaltext)
Maulana Rumi, therefore, warns us to be careful in differentiating the right type of sounds. He says:
There are sounds of a lower nature which very much resemble those of the higher, yet they have a downward pull and drag one to one’s doom.
(Alte Übersetzung)
Maulana Rumi ermahnt uns daher, in der Unterscheidung der rechten Töne Sorgfalt walten zu lassen, und sagt:
Es gibt Töne niedrigerer Natur, welche den höheren Tönen sehr ähnlich sind; doch sie haben einen Zug nach unten und treiben einen in den Abgrund.
(Neue Übersetzung)
Maulana Rumi ermahnt uns daher, in der Differenzierung der richtigen Art der Töne Sorgfalt walten zu lassen. Er sagt:
Es gibt Töne niedrigerer Natur, welche den höheren Tönen sehr ähnlich sind; doch sie haben einen Zug nach unten und treiben einen in den Untergang.
Diese Passage, so kurz sie ist, enthält in der alten Fassung zwei erhebliche Übersetzungsmängel. In der früheren Übersetzung steht, dass uns Maulana Rumi ermahnt, 'in der Unterscheidung der rechten Töne Sorgfalt walten zu lassen'. Es geht hier jedoch um die Unterscheidung der von rechts hörbaren Töne im Unterschied zu denen, die von links kommen. Der Text kann indes so verstanden werden, als ob es hier um die richtige Unterscheidung der von rechts hörbaren Töne ginge. Kirpal Singh hat jedoch geschrieben: 'Maulana Rumi, therefore, warns us to be careful in differentiating the right type of sounds.' Dies ist in der neuen Übersetzung mit 'Maulana Rumi ermahnt uns daher, in der Differenzierung der richtigen Art der Töne Sorgfalt walten zu lassen' korrekt wiedergegeben.
Im eigentlichen Zitat von Maulana Rumis Aussage unterscheiden sich die alte und die übererbeitete Übersetzung in nur einem Wort, welches aber wiederum einen sehr großen Unterschied macht: Im alten Text steht, dass einen die Töne niedrigerer Natur 'in den Abgrund treiben'. Ein Abgrund mag tief sein, aber er hat einen Grund, auf dem man landet, und von wo man sich dann gegebenenfalls wieder nach oben arbeiten kann. Im Originaltext steht jedoch: 'they have a downward pull and drag one to one’s doom.' Doom bedeutet Unheil, Verhängnis, Untergang. Wenn jemand bewusst auf die linken Töne hört, treiben sie ihn in den Untergang. Da gibt es keinen Grund, auf dem er landet, er stürzt ins Bodenlose. Entsprechend ist der Teilsatz in der überarbeiteten Übersetzung mit 'sie haben einen Zug nach unten und treiben einen in den Untergang' sehr viel treffender wiedergegeben. Diese dem Originaltext entsprechende Formulierung ist schärfer, hebt dafür aber auch die Gefährlichkeit der linken Töne deutlicher hervor.
Erläuterung zum Thema Reinkarnation
(aus der Veranschaulichung zu 'Die Wiedererkennung der Seele, welche aus dem menschlichen Körper in den menschlichen Körper kommt', Unterpunkt 'Ein Zweifel')
Quelle: Spirituelles Elixier (Englischsprachige Erstedition, 1967) – Teil I: VIII. Reinkarnation, von Kirpal Singh, 1894 –1974
(Englischer Originaltext)
Question to Kirpal Singh:
Do You think my husband who passed away last May has reincarnated as yet?
Answer by Kirpal Singh:
It does not fall within the purview of Sacred Teachings to discuss or disclose the Divine Disposition about the reincarnation of those souls who have passed away. Suffice it to understand that unions and separations in this physical plane are veiled and governed by the inexorable Law of Karma. There is nothing 'premature' as the Divine Machinery works with meticulous precision and nothing happens haphazardly, although it may look to us as such. Just as a man standing at the power-house can see quite distinctly as to how the smallest cogs and spindles are working, but the person who cannot look beyond these small units cannot understand as to how these are being operated by the Divine Will of the Lord. Reincarnation is a Spiritual Phenomena which cannot be understood adequately by limited human intellect
(Alte Übersetzung)
Frage an Kirpal Singh:
Denkt Ihr, dass sich mein Mann, der im vorigen Mai gestorben ist, bereits wiederverkörpert hat?
Antwort von Kirpal Singh:
Es gehört nicht in den Rahmen der Heiligen Lehren, die Göttliche Bestimmung hinsichtlich der Wiederverkörperung abgeschiedener Seelen zu diskutieren oder zu enthüllen. Es genügt, zu verstehen, dass Verbindungen und Trennungen auf dieser physischen Ebene durch das unerforschliche Gesetz des Karmas verdeckt und gelenkt werden. Nichts geschieht 'vor der Zeit', denn die Göttliche Maschinerie wirkt mit peinlicher Genauigkeit, und nichts ist zufällig, obwohl es uns so erscheinen mag. Ebenso wie ein Mensch, der sich im Kraftwerk befindet, deutlich sehen kann, wie die kleinsten Rädchen und Spindeln arbeiten, aber einer, der nicht über diese kleinen Einheiten hinausblickt, nicht versteht, wie alles durch den Göttlichen Willen des Herrn gehandhabt wird. Die Wiederverkörperung ist ein Spirituelles Phänomen, das der begrenzte menschliche Verstand nicht angemessen begreifen kann.
(Neue Übersetzung)
Frage an Kirpal Singh:
Denkst Du, dass mein Mann, der im letzten Mai dahingeschieden ist, schon wiedergeboren wurde?
Antwort von Kirpal Singh:
Es fällt nicht in den Bereich der Heiligen Lehren, die Göttliche Bestimmung über die Wiedergeburt dieser Seelen, die dahingeschieden sind, zu diskutieren oder offenzulegen. Es genügt, zu verstehen, dass Verbindungen und Trennungen auf dieser physischen Ebene durch das unerbittliche Gesetz des Karmas verhüllt und beherrscht werden. Nichts geschieht 'vorzeitig', denn die Göttliche Maschinerie wirkt mit akribischer Genauigkeit, und nichts geschieht zufällig, obwohl es uns so erscheinen mag. Ebenso wie ein Mensch, der am Kraftwerk steht, ziemlich ausgeprägt sehen kann, wie die kleinsten Zahnräder und Spindeln arbeiten, die Person aber, die nicht über diese kleinen Einheiten hinausblicken kann, nicht verstehen kann, wie diese durch den Göttlichen Willen des Herrn bedient werden. Wiedergeburt ist ein Spirituelles Phänomen, das von dem begrenzten menschlichen Intellekt nicht angemessen verstanden werden kann.
Auch hier zeigt sich, dass die alte Übersetzung ungenauer ist. Die alte Formulierung der Frage ist geeignet, auf subtile Weise die Vorstellung zu erzeugen, die Seele des verstorbenen Ehemannes der Fragestellerin hätte hinsichtlich der Wiedergeburt eine Wahlfreiheit. Tatsächlich sind jedoch Art, Ort und Zeit der Reinkarnation für gewöhnlich karmisch bedingt. Nur sehr wenige Seelen, wie z. B. solche, die vom Allmächtigen geschickt werden, um in Seinem Auftrag zu arbeiten, sind hiervon ausgenommen. Dementsprechend ist die Frage in der Neuübersetzung auch in einer passiven Form abgefasst.In der alten Übersetzung der Antwort Kirpal Singhs findet sich die Formulierung, 'dass Verbindungen und Trennungen auf dieser physischen Ebene durch das unerforschliche Gesetz des Karmas verdeckt und gelenkt werden'. Das Gesetz des Karmas ist jedoch keineswegs völlig unerforschlich; für eine spirituell wirklich entwickelte Seele sind die karmischen Zusammenhänge klar verständlich. Wer Gott jedoch erreicht hat, fragt nicht mehr nach dem Warum und Wofür, denn dort gibt es keinen Intellekt. Für den Durchschnittsmenschen oder 'Spirituellen Anfänger' hingegen sind die karmischen Verwicklungen in ihrer Komplexität so oder so nicht zu überblicken. Das Wort unerforschlich, welches auch im Christentum gerne gebraucht wird, z. B. im Ausdruck 'der unerforschliche Ratschluss Gottes' weist eigentlich darauf hin, dass die Fähigkeiten des Menschen / der Seele nicht ausreichen, um die göttlichen Gesetze vollständig zu verstehen, bevor die Seele Sach Khand erreicht hat. Im englischsprachigen Originaltext des hier besprochenen Absatzes ist allerdings das Adjektiv inexorable verwendet, welches mit unerbittlich übersetzt werden kann. Auch die gesamte Neuübersetzung des Teilsatzes 'dass Verbindungen und Trennungen auf dieser physischen Ebene durch das unerbittliche Gesetz des Karmas verhüllt und beherrscht werden' trifft den Sinn sehr viel besser, indem sie die erbarmungslose Schärfe, mit der dieses Gesetz wirkt, sehr viel klarer aufzeigt. Die alte deutsche Übersetzung ist auch hier wieder in einem quasi 'entschärften', eher gefällig wirkenden Plauderstil gehalten, welcher der präzisen Wortwahl des englischsprachigen Originaltextes nicht gerecht wird.
Die oben besprochenen Textstellen sind nur exemplarisch aufgeführt. Entsprechende Mängel lassen sich in allen bisherigen deutschen Übersetzungen finden. Aufgrund dieser Tatsache sind Schüler Kirpal Singhs, die auch das Internetportal www.santmat-diewahrheit.de betreuen, bestrebt, nach und nach alle Übersetzungen der Bücher und Texte Kirpal Singhs sowie der dort veröffentlichten Texte anderer Meister und Heiliger zu überarbeiten, doch dies ist eine Angelegenheit, die Jahre in Anspruch nimmt.